1 Das Bild
…das Thema des Titelsongs ist ein rätselhaftes Foto, das es gilt zu deuten bezüglich Motiv, Absicht des Fotografen und Erinnerungswert…es unterhalten sich Stimme und Saxophon auf dem Klangteppich der Harmonik von Klavier und Bass, getrieben vom Zeitwerk des Perkussiven…
2 Marimba
…ein Stück zum Wohlfühlen, getragen von der Sehnsucht nach der intakten Natur und zum Vergessen von Kälte, solange die Perlenschnüre des Pianos über dem Continuo von Bass und der abwechslungsreichen Rhythmik dahingleiten, bis die Marimba geweckt wird und sie nicht mehr aufhören will Perle an Perle zu schnüren, bis ins Fade‐out……mein Lieblingslied, da bekomme ich direkt Fernweh…luftig, leicht, schwerelos, schönes instrumentales Zwischenspiel, überraschende rhythmische Belebung…
3 Der Wasserlauf
…es beginnt mit einem sehr schönen Piano-Intro und mit einem hervorragend gesungenen einleitenden Teil zum Wasserlauf. Weiter folgt eine sehr schön fließende, lyrische und strukturierte Darstellung des Themas…Gisela Berndts Stimm-Timbre ist hell und freundlich, der Gesang wirkt erzählend, hinterfragend…das Klavier-Solo ist hervorragend, etwas Keith Jarrett- mäßig, das passt stilistisch sehr gut. Dazu kommen ein ebenfalls sehr schönes Tenor-Sax und fortlaufend ein super Zusammenspiel der Band… total gelungen ist auch das Wiedereinsetzen der Stimme, sie ist sehr präsent, phrasiert gut, und die Band ist auch hier in Gestaltung und Zusammenspiel Top….das Piano perlt… und dann mischt sich diese helle ungekünstelte Stimme mit den Perlen und den untergründigen Tropfen des Zupfbasses, bis das Sax einen weiteren Fluss öffnet für den Zeitenlauf, der den Gedanken und dem Ausdruck einer nun tieferen Stimmlage freien Lauf lässt…
4 Nicht für mich
…es klingt wie leicht Unterhaltsames, diese Musik setzt aber einen Kontrast zu dem Text, in dem Gefühl und Handlung nicht zusammenpassen, eine mögliche Darstellung von Lüge mit Mitteln der Musik, wenn dahinter nicht noch etwas anderes steckt…
5 Blick aus dem Fenster
…eine Miniatur der Gegenwart, denn der Blick geht eigentlich zurück, auch wenn zeitgleiche Sinneseindrücke erzählt werden, die Musik bleibt fast stehen und lässt das entstehen, was Menschen empfinden können mit einem einzigen Blick, einem Augenblick…
6 Treibgut
…ein sehr erfrischender Song, hier also mal mehr Jazz, Groove & Blues, also eine tolle Abwechslung zu lyrischen, filigranen Stücken…es treibt die Stimme mit vielen Glissandi, das Saxophon sowieso…eine Session…
7 Kleines Zimmer
…entwickelte Sprachbilder, schwebend, wie auf leichtem Mitternachtsblues in empathisch imitierendem Dialog zwischen Saxophon und Stimme. Das Solo versucht zu befreien aus dem kleinen Zimmer, das die Welt bedeutet – doch die Befreiung misslingt, weil sich stets alles wiederholen muss…der Austausch von Stimme und Saxophon ist toll…eine schöne Atmosphäre…ein ganz tolles stück, über das Timbre der Stimme kann ich nicht oft genug schwärmen… super jazzig, mein Lieblingslied…
8 Schlaflos
…eine nächtliche Bilderschau erweckt die Schlaflosigkeit. Über den verzögernden Schlägen des Klaviers färbt die Stimme den Ausdruck der Musik durch Gisela Berndts Vokalformung ganz individuell ein, bis die beschworene Stille der Nacht hörbar wird, sie dann ins dunklere Timbre fällt und das Akkordeon solistisch der Schlaflosigkeit ein Wiegenlied spielt…
9 Die Welle
…ein ganz neuer Ansatz, Musik zu produzieren. Text und Ton gehen Hand in Hand…es gibt keinen Rhythmus, sondern frei gestaltete Linien in der Kirchentonart phrygisch. Daher klingt es besonders, etwas fremd, ein Werk zum sich versenken und hineinkriechen…die rubato-Charakteristik fordert sehr zum Zuhören heraus – das ist keine leichte Kost, zumal die Texte ja sehr poetisch sind – und auch dieser Aspekt zum bedingungslosen Zuhören auffordert… aber es strengt nicht an zuzuhören…es ist toll, weil hier die Musik und der Text in besonderer Weise miteinander verschmelzen und bei mir als Zuhörer „nachschwingen“; wie ein pastellfarbenes, impressionistisches Gemälde…ein sehr besonderes Stück, es lässt eine Fülle von Interpretationen zum Thema Nähe zu, keine leichte Kost…textlich sehr gut… wie Gregorianik mit deutschem Text in Sprachbilder sinnlicher Wahrnehmung gesetzt mit surrealer Schwebung, ein behutsames Surfen der halligen Stimme auf gestrichenem Kontrabass mit Stereoauftritt des ungedämpften Pianos und freiem Spiel dieser Drei mit nun gezupftem Bass bis zum Untergang…das ist wirklich außergewöhnlich. Es klingt nach Filmmusik in einer melancholisch gruseligen Szene…auf jeden Fall sehr spannend…ein besonderes Werk…
10 Einbahnstraße
…ein schönes Lied, sehr melancholisch, der Text sehr nachdenklich, er vermittelt Einsamkeit. Die Musik passt gut dazu, auch die Schlichtheit der Klavierbegleitung. Diese Art von Musik hat Klarheit und wirkt dadurch sehr eingängig…sehr gelungen… der Text, kommt glasklar ‚rüber, die Stimmung von Gesang und Piano spiegeln den Text wieder… bemerkenswert, wie die Spannung gehalten wird bis zur sehr schönen Entwicklung der Pointe des Songs, wo das Wort „Einbahnstraße“ zum ersten Mal im Text fällt und von der Begleitung getragen wird. Der Song endet mit einem instrumentalen Outro…voller Schlichtheit, filigran und doch kraftvoll…