Geschrieben von Julius Gerling | klaas-music.de | 01/25
Das Album gefällt mir gut! Da ist was Neues entstanden, dem sehr schön zuzuhören ist. Gisela Berndt hat wirklich einen versierten Produzenten und Mitkomponisten gefunden. Was mir besonders gefällt: – seine zusätzlichen Gesangsstimmen, ja Chöre – die zusätzliche Gegen-Rhythmik im Bass, im Schlagwerk – die Abmischung ohnehin. Die Texte sind wieder sehr inniglich, nach innen horchend, das letzte Geheimnis zu entdecken aber es wird nie verraten, inkl. den immer präsenten, angesprochenen Freund/Freundin oder Partner, auch mal verloren, vermisst, verlassen, verpasst.
Die musikalischen Einfälle sind im jeweiligen Stück streng ungestört gelassen, dadurch kommt Konzentration auf, auch durch die Wiederholung von Phrasen. Meine Anerkennung für so viel kreative Arbeit, die nicht im Handumdrehen entstehen kann!
Bei den „Passage-Treibgut“ und „Passage – Wasserlauf“ hat Gisela Berndt hat eine erstaunlich wohlklingende Sprechstimme: Eine Mischung aus akzentfreiem Hochdeutsch und Anmut, die beim Hörer sein Zuhören und Hinhören lockt und das Verstehen der Sätze an zweite Stelle rückt. Wie bei melodisch betontem Gesang eigentlich, wo die Musik vor dem Text rangiert.
„Abgefahren“ hat einen Text als Gegenstück zum nachfolgenden und ist in der Mitte der Titelfolge gut platziert, quasi als Spitze eines Auf- und Abstiegs der Beziehungen. Hier leidet der Ausdruck allerdings unter der monoton wirkenden Stimme in den langen Tönen. Hier wünscht man sich mehr Entwicklung, sei es durch Crescendi oder Wechsel in den Obertönen. Gut aufgefangen wird dies hier (aber nicht nur hier) vom Mit-Komponisten und Produzenten Djadoo durch abwechslungsreiche Mehrstimmigkeit.
Die bewegte Piano-Begleitung bei „Im freien Fall“ ist eine gute Verdeutlichung dieses eher Schwebens als Fallens. „Auf der Schwelle“ ist magisch in Text und Komposition aufeinander bezogen. Zuerst meint man das Spiegelbild ist das lyrische Ich selbst, bis dann doch ein männliches Pronomen auftaucht, also eine andere Person. Die Magie weicht, Realismus stellt sich ein wie so oft in Beziehungen. Die Musik wird zu einem auflebendem Pop mit Gitarrensolo.
„Unterm Mond“ hat interessante Klangeffekte bis eine relativ hohe Stimme einsetzt, die anders als in „Abgefahren“ lange Töne variiert, in sich entwickelt. Mit „Im Fluss“ empfängt den Hörer eine warme Stimmung zu den starken Textbildern, mit Stimmbildern, die variieren (auch dank Produktionstechnik). „Mit mir“ folgt einer gewagten Idee: Spieluhr und Gesang und nichts sonst. Auch wenn später das Klavier übernimmt, es ist ein ehrliches offenes Bekenntnis der musikalischen Gestaltung.
Eine bemerkenswerte CD für jeden, der sich nach innen entwickeln will und nach Ausdruck sucht: Er/sie/es findet ihn/sie/es.